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Zwischen 1495 und 1505 ließ Graf Johann I. von Manderscheid-Blankenheim die heutige Pfarrkirche am Aufgang zur Burg im Hang errichten. Wegen des steilen Geländes konnte nur ein schmales, einschiffiges Langhaus errichtet werden. Im ausgehenden Mittelalter wurde hier Pilgern bei den jährlich stattfindenden Heiltumsfahrten mehr als 200 hochkarätige Reliquien gezeigt. Zudem liegt Blankenheim am Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Der heutige Hochaltar und die beiden Seitenaltäre stammen ursprünglich aus der Schlosskapelle. Die Orgel aus dem 17. Jahrhundert ist eine der ältesten des Rheinlandes. Im Kirchenschatz befinden sich Reliquientücher und das silberne Reliquiar des Ritterheiligen Georg.
Geschichte
1391 wird eine “Kapelle im Tal Blankenheim” als Filiale der Pfarrkirche von Blankenheimerdorf genannt. Von 1495-1505 ließ Graf Johann I. von Blankenheim an deren Stelle eine neue Kirche errichten, die 1508 zur Pfarrkirche erhoben wurde. 1616 erhielt sie einen Turm und eine Krypta. Bei einer Renovierung 1870 wurden die drei
Altäre der ehemaligen Schlosskapelle mit ihren Schnitzfiguren aus dem 15. Jahrhundert in der Pfarrkirche aufgestellt. 1906 wurde dem Turm ein viertes Geschoss aufgesetzt. Bei einer Instandsetzung 1953/56 baute man die Krypta zu Betraum, Tauf- und Beichtkapelle um.
Der Bau
Die spätgotische Pfarrkirche erhebt sich auf halber Höhe am Hang zwischen Burg und Ort. Sie ist ein einschiffiger, hoher Bau, bestehend aus Langhaus und dreiseitig geschlossenem Chor. Der Innenraum ist nur 6 Meter breit, aber 24 Meter lang. Das verputzte Äußere des Bruchsteinbaus wird bestimmt durch die schlichten Strebepfeiler und die Sandsteinfenster mit ihrer variationsreichen Maßwerkunterteilung. Auf der Nordseite finden sich aufgrund des stark ansteigenden Hanges keine Fenster. Der Turm entstand erst 1616 durch Initiative der verwitweten Gräfin Ursula, wie die über dem Eingang angebrachte Inschrift samt Wappen in ihrem Renaissancerahmen kundtut. Erst1906 konnte das Glockengeschoss und der hohe Turmhelm aufgesetzt werden, der allerdings nach Kriegszerstörung im Februar 1945 erneuert werden musste. Der kurze, aber hohe Innenraum besitzt als besonderen Schmuck ein prachtvolles Rautensterngewölbe. Während über dem Hochaltar ein kleiner Schlussstein mit der Heilig-Geist-Taube verziert ist, zeigen die drei großen Schlusssteine als Relief die drei Hauptpatrone der Kirche Maria, Georg und Margarete. Alle drei sind als Überwinder des Bösen dargestellt: Georg und Margarete besiegen den Drachen bzw. Teufel, während die Gottesmutter im Strahlenkranz als Apokalyptisches Weib gezeigt wird. Eine ähnliche Darstellung Mariens hängt seit dem Jahr 1955 als Holzfigur des 17. Jh. direkt darunter frei im Chorraum. Im Chor sind die Wappen der Erbauer Graf Johann I. von Manderscheid-Blankenheim und Margarete von Marck-Arenberg als Erinnerung an ihre Stiftung angebracht. Auf den Kreuzungspunkten der Rippen sitzen kleine Sterne als Symbol des Himmelsgewölbes, das Gewölbe selbst ist mit lokalen Blumen geschmückt. Im Westteil der Kirche befinden sich zwei Emporen, die neuerer Zeit entstammen. Die untere entstand ursprünglich vermutlich Anfang des 17. Jhs. als Sitz der gräflichen Familie. Daher befindet sich hier auf der Nordseite der Kirche ein hochgelegener, 1621 datierter Zugang zur Burg hin. Die obere Empore trägt die Orgel. Unter dem Turm ließ Gräfin Ursula 1616 eine Krypta für ihren verstorbenen Gemahl anlegen. Im frühen 19. Jh. wurde die Schlosskapelle abgebrochen. Die dort bestatteten zwölf Mitglieder der gräflichen Familie wurden in die Krypta der Pfarrkirche gebracht, wo sie aber erst 1869 hinter den neuromanischen Arkaden in der Wand würdig beigesetzt wurden. Die Namen der adeligen Stifter dieser Neubestattung sind auf der Steintafel genannt, die das Wappen der Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein trägt. Heute befindet sich in der Krypta der Taufstein, der Raum wird für Gottesdienste im kleinen Rahmen genutzt.
Ausstattung
Die heute in der Pfarrkirche aufgestellten drei spätgotischen Schnitzaltäre aus der Mitte des 15. Jhs. befanden sich ursprünglich in der Schlosskapelle. Dort wurden sie 1774 abgebaut und in der neu errichteten Kapelle Hülchrath aufgestellt. 1859 erkannte der Kölner Weihbischof Baudri anlässlich einer Visitation ihren Wert und empfahl dem damaligen Pfarrer dringend ihre Restaurierung. Diese erfolgte jedoch erst rund ein Jahrzehnt später zusammen mit der Erneuerung der Pfarrkirche. Bei ihrer Erneuerung 1870 erhielten sie ihre breiten neugotischen Rahmen. Die drei schlichten Holzaltäre des 18. Jahrhunderts der Pfarrkirche, geweiht den Blankenheimer Schutzpatroninnen Maria und Margarete sowie dem Schutzpatron Georg, kamen bei dieser Gelegenheit in die Kapelle Hülchrath.
Der Hochaltar zeigt im Zentrum die Kreuzigung, die beim Einbau des neugotischen Tabernakels etwas höher gesetzt wurde. Beidseitig schließen sich im oberen Teil die Apostel an, in der unteren Reihe als deren Vorläufer Propheten mit Johannes dem Täufer. Der linke Seitenaltar schildert in acht Szenen das Marienleben, in der oberen
Reihe ergänzt durch zwei Gruppen weiblicher Heiliger und der thronenden Himmelskönigin (neu) im Auszug. Der rechte Altar zeigt in Einzelszenen die Passion Christi, in der oberen Reihe seitlich erweitert durch zwei Gruppen der Kirchenväter bzw. männlicher Heiliger. Im Auszug ein kleines Vesperbild. Alle drei Altäre wurden in einer
Werkstatt hergestellt und zeigen daher einen einheitlichen Stil. Die kleinen, dicht gedrängten Figurengruppen erinnern an frühe Antwerpener Schnitzaltäre und wurden bisher zu spät in die Mitte des 16. Jh. datiert. Sie dürften rund ein Jahrhundert älter sein und gehören damit in die Zeit Graf Gerhards VIII., der die 1450 geweihte Schlosskapelle neu errichtete und mit ihnen ausstattete. Eingebettet sind die Szenen in durchbrochene Maßwerkbaldachine. Die reiche Vergoldung versetzt die Darstellungen des Heilsgeschehens in eine überzeitliche, himmlische Sphäre.
In den Nischen des Chores steht beiderseits ein viersitziges Chorgestühl der Spätgotik. Es besitzt ein Pendant im nahen Kloster Steinfeld. Von den Miserikordien sind einige figürlich gestaltet, darunter Abraham und Isaak sowie Samsons Kampf mit dem Löwen. Auf den Wangen sitzen kleine, leider stark zerstörte Figürchen, vermutlich Darstellungen der Laster, die überwunden werden sollten.
Auch die Kirchenbänke sind von Interesse, da sie im späten 19. Jh. unter Verwendung und Nachahmung von Wangen eines älteren Gestühls mit den Wappen der Kirchenstifter, Löwen, Hunden und Drachen neu geschaffen wurden. Ungewöhnlich für eine Pfarrkirche ist der vollständige Zyklus großer Apostelstatuen aus
Tuff, die der ersten Hälfte des 16. Jh. entstammen. Sie stehen an den Langseiten der Kirche paarweise, am Chor und am Westende einzeln auf rankengeschmückten Renaissancekonsolen. Vom Hochaltar aus gesehen rechts eröffnen als erster Matthias und als dritter Jakobus der Ältere den Zyklus und erinnern daran, dass Blankenheim
Etappe auf dem Pilgerweg zu ihren Gräbern war. Die farbig gefassten Skulpturen stehen vor den Gewölbeanfängen und erscheinen dadurch symbolisch als Stützen der Kirche. Vorbild für die Anbringung eines Apostelzyklus’ in Blankenheim waren die Chöre des Kölner Domes und des Aachener Marienstiftes, beides bedeutende Pilgerziele und damit auch ein Hinweis auf die von den Blankenheimer Grafen geförderte eigene Heiltumsfahrt.
An der nördlichen Chorwand befindet sich eine kunstvolle Grabplatte mit einem großen, fast frei heraus gemeißelten Wappen Manderscheid-Blankenheim. Im unteren Teil ist eine Allegorie auf die Vergänglichkeit des Lebens und der weltlichen Eitelkeit angebracht. Eine junge Frau greift in einen Pokal, dessen Deckel sie hält. Ihr sitzt am
Tisch der Tod gegenüber, der einen Pfeil gegen sie schleudert. Während das Gerippe auf einem Totenkopf sitzt, befindet sich unter der Frau eine (Welt-) Kugel mit der Jahreszahl 1524. Dies ist das Todesjahr des Erbauers der Blankenheimer Pfarrkirche, Graf Johann I. von Manderscheid-Blankenheim. Die etwas ungelenke lateinische
Inschrift über dem Grabmal, die bedeutend später entstanden ist, besagt, dass die Platte ursprünglich in der Mitte des Kirchenschiffes vor dem Chor lag und auch die 1542 verstorbene Ehefrau des Grafen, Margarete von Marck-Arenberg, hier beigesetzt wurde. Eine weitere Grabplatte wurde der 1772 verstorbenen Gräfin Johanna Franziska Maximiliane gesetzt, dritte Gattin Johann Wilhelms von Manderscheid-Blankenheim und geborene Gräfin zu Limburg-Bronkhorst-Styrum.
Neben der Grabplatte für Graf Johann ist in der Wand die spätgotische Sakramentsnische mit einfacher Stabwerkgliederung eingelassen. Sie besitzt noch das mittelalterliche Eisengitter. Heute wird in ihr die Georgsbüste aufbewahrt.
Die Kanzel wurde wohl im frühen 17. Jh. zusammen mit dem Turmbau errichtet. Besonders reizvoll ist der Aufgang, der als Renaissance-Arkade in das Mauerwerk eingetieft wurde. Korb und Schalldeckel sind aus Holz und durch Blendfelder verziert.
Sicherlich besaß die Kirche kunstvolle spätgotische Glasmalereien, gestiftet von der gräflichen Familie, vielleicht ähnlich prachtvoll wie die noch erhaltenen in der Schlosskirche der Schleidener Verwandtschaft. Mitte des 19. Jh. waren die Chorfenster so stark zerstört, dass sie zur Hälfte mit Brettern vernagelt waren. Damals waren aber
noch kleinere Reste der mittelalterlichen Scheiben vorhanden. Bei der Restaurierung wurde ein neues figürliches Mittelfenster gestiftet, das mit den anderen, 1910 erneuerten Fenstern, Ende 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. 1950 erhielten die drei Chorfenster neue Glasmalereien nach Entwürfen von Prof. Wilhelm Rupprecht aus Fürstenfeldbruck. Thema sind die Geheimnisse des Freudenreichen (rechts), Glorreichen (Mitte) und Schmerzhaften Rosenkranzes (links).
Blankenheim besitzt eine der ältesten historischen Orgeln im Rheinland. Sie entstand 1660 und war ursprünglich nur auf fünf Register angelegt. Schon im frühen 18. Jh. reparierte sie kein geringerer als der berühmte Orgelbauer Balthasar König aus Münstereifel. 1745 wurde sie nochmals überarbeitet. 1964 gab ihr eine umfassende
Restaurierung und Erweiterung (2 Manuale und Pedal) durch den Orgelbaumeister Joseph Weimbs ihren barocken Charakter zurück, da im 19. Jh. mehrfach versucht wurde, sie dem neuen, romantischen Klangideal anzupassen.
1949 konnte bei der bayerischen Glockengießerei Czudnochowsky ein neues Geläut in den Tönen g-b-c bestellt werden. Sie sind den drei alten Patronen der Kirche Georg (569 kg), Maria (315 kg) und Margarete (190 kg) geweiht. 1963 wurde von der gleichen Firma als Ergänzung eine auf „es" gestimmte Glocke geliefert. Wenige Monate,
nachdem das neue Geläut angeschafft worden war, kehrten überraschend die historische Georgsglocke aus der Zeit um 1500 und die 1764 gegossene Donatusglocke vom Hamburger Glockenfriedhof zurück. Da sie aber klanglich nicht mehr zu den neuen Glocken passten, wurde die Donatusglocke nach Blankenheimerdorf, die Georgsglocke nach Ahrhütte abgegeben.
Von Markus M. Schmitz gekürzte und überarbeitete Fassung von: http://pfarrverbund-blankenheim.kibac.de/pfarren/blankenheim/pfarrkirche (nicht mehr online verfügbar)
Telefon: | 02449/87-222 / 223 |
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